Kapitel X
22
Mikrotonale Sonanzdifferenzierung
Ob ein Intervall als konsonant oder dissonant empfunden wird, hängt davon ab, um welche Mikrotöne es sich im Detail handelt.
Mit diesem Gedankenmodell können Testergebnisse verbal erklärt werden – auch die im vorigen Kapitel geschilderten. Und dieses Gedankenmodell kann auch für Akkorde und Akkordsysteme sowie für Konkordanz und Diskordanz gelten.
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Es gab in der traditionellen Musiktheorie mannigfaltige innere Widersprüche in der Sonanzordnung. Wenn man Primzahlen mit sich selbst multiplizierte, um Tonfrequenzen zu finden, dann bewirkte 2x2 eine Konsonanz zum Grundton 1,
3x3 aber ein Dissonanz zum Grundton
(und 5x5 ist bis heute noch als Dissonanz zum Grundton eingestuft, sogar in den meisten Stilen des Jazz).
Die pythagoreische Terz 9x9 (3.3.3.3) hingegen galt im Nacheinander der Töne als Konsonanz zum Grunddton 1 (wenn auch als „unvollkommene Konsonanz“)
– während von vielen Hörern die reine Terz (5.2.2.2.2) als „zu klein“ bewertet wird.
Ein weiteres Beispiel wurde im Seminar Mikrotonalität analysiert (und leider lassen sich die Ergebnisse auch hier nur mit Worten beschreiben, welche der traditionellen Musiklehre entnommen sind). Gewählt wurde dazu eine der prominentesten Aufnahmen des Donauwalzers:
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Wenn die Frage nach der Konsonanz bzw. Dissonanz in mikrotonalen Kompositionen gründlich untersucht werden soll, dann empfehle ich daher u.a. eine Wiederholung der binauralen Experimente Heinrich Husmanns (Heinrich Husmann, „Vom Wesen der Konsonanz“, Heidelberg 1953): ... ... ...