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Kapitel K

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Was geschieht eigentlich innerhalb der Zurechthörbereiche ?

 

Wäre es so, dass es für das menschliche Gehör immer genügte, zu registrieren, in welchen der zwölf chromatischen Ziehbereiche ein erklingendes Intervall gehöre, dann wäre das Musizieren recht einfach.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%201%20Zurechth%F6ren%20in%2012%20chromatische%20Ziehbereiche.mp3

 

Es würde z.B. genügen, irgend einen Ton zu registrieren, der „ungefähr nach einem a1 klingt“ – und schon wäre der Wahrnehmung oder die vokale Ausführung eines Intervalls vollkommen. Aber so ist es gerade nicht:

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%202%20Verschiedene%20Frequenzen%20im%20gleichen%20chromatischen%20Geh%F6rs-Ziehbereich.mp3

 

Das Gehör registriert sehr genau, ob ein erklingender Ton „mehr (oder andernfalls weniger) genau“ intoniert wird – z.B. innerhalb dieses Zurechthörbereiches für den Ton c1.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%203%20Unterschiedlich%20tiefer%20oder%20h%F6her%20als%20das%20Zentrum%20des%20chromatischen%20Ziehbereichs.mp3

 

Das bedeutet, dass der Prozess des Zurechthörens mehr tut, als nur eine Feststellung zu treffen, „wohin ein Intervallton eigentlich gehöre“:

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%204%20Unterschiedlich%20weite%20Entfernung%20von%20der%20Mitte%20des%20chromatischen%20Ziehbereichs.mp3

 

Sondern das menschliche Gehör stellt darüber hinaus zusätzlich auch noch fest, wie weit (!) der intonierte Ton entfernt sei von dem als rein intendierten (bzw. vom als „gemeint“ erwarteten) Intervallton.

 

Diese Feststellung ist keine theoretische Vermutung – sondern sie wird belegt durch die Gehörsleistung sämtlicher ausübenden Musizierenden, welchen es in der täglichen Praxis gelingt, einen „unrein“ begonnenen Intervallton sofort so zu korrigieren, sodass er „zu einem reinen Ton wird“.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%205%20Korrigieren%20von%20Tonh%F6hen%20innerhalb%20des%20chromatischen%20Ziehbereichs.mp3

 

Diese Fähigkeit der Ausführenden resultiert aus denjenigen Fähigkeiten, welche beim Zurechthören wirksam werden (und auf weiteren, z.B. manuellen und kulturellen Fertigkeiten).

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%206%20Suchen%20in%20welchem%20Ziehbereich%20ein%20Mikroton%20sich%20befindet.mp3

 

Diese Deutung der Fähigkeit zum Korrigieren intonierter Töne   muss keinen Widerspruch zu Haases Erkenntnissen vom Zurechthören darstellen. Sondern sie kann beitragen zu einer präziseren Untersuchung dessen, was beim Zurechthören eigentlich innerhalb des menschlichen Gehörs und innerhalb des Zurechthörbereiches geschieht.

 

Haase brachte die entscheidenden Belege dafür, dass in 12 chromatische Intervalle als Ziehbereiche hinein zurechtgehört wird.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%206a%20Suchen%20in%20welchem%20Ziehbereich%20ein%20Mikroton%20sich%20befindet.mp3

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%207%20%DCberschreiten%20des%20Ziehbereichs,%20n%E4chster%20Halbton.mp3

 

Ob und wieweit innerhalb  dieser Ziehbereiche durch das Zurechthören Unterschiede differenziert werden können, das war nicht die entscheidende Frage, die sich für Haases Erklärung des Zurechthörens stellte.

 

Nun stellt sich aber bei mikrotonaler Musik genau diese spezielle Frage, die auf Haases Erkenntnis aufbaut: Kann es innerhalb der Zurechthör-Ziehbereiche auch Unterbereiche geben, in die hinein z.B. bevorzugt zurecht gehört wird ?

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%208%20Welcher%20Mikroton%20im%20Ziehbereich%20wird%20bevorzugt.mp3

 

Kann es eventuell auch mehrere Häufungspunkte innerhalb der Zurechthör-Ziehbereiche geben, Intonationsergebnisse, die innerhalb des Zurechthörbereiches als „besonders rein“ erlebt werden können (oder umgekehrt auch als „besonders unrein“) ?

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%209%20Bevorzugte%20Mikrot%F6ne%20in%20klassisch%20europ%E4ischen%20Zusammenkl%E4ngen.mp3

 

Was geschieht denn innerhalb der Zurechthörbereiche wirklich ?

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%2010%20Zurechth%F6ren%20in%20Relation%20zu%20variablen%20Bezugst%F6nen.mp3

 

Wenn z.B. eine „unrein gespielte Durterz“ erklingt: Wird sie zurechtgehört hin zu einem Intervall 4:5 („Naturterz“ 64:80) – oder hin zu einem Intervall 64:81 (wodurch sie als „pythagoreische Terz“ gedeutet bzw. gemeint würde) ?

 

... ... ...

 

Mit Einbeziehung der Mikrointervalle wird das „Zurechthören“ so reich an Varianten wie das „Ausbessern fehlerhaft geschriebener Worte“. Was ist gemeint sei – diese Frage wird zum entscheidenden Maßstab für das Gehör.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%2011%20Diverse%20Mikrot%F6ne%20im%20Zurechth%F6rbereich%20Kleine%20Septime.mp3

 

Bisher war relativ klar, was gemeint sein müsse – weil die Möglichkeiten in „der  klassischen europäischen Musik“ durch theoretische Limitierung beschränkt worden waren. Aber diese Begrenzung war eine Begrenzung durch das Denken in menschlichen Worten. Die Musik war in der Praxis viel intelligenter als die Musiktheorie. Dies wird durch die Aufnahmen belegt, deren Frequenzverhältnisse heute exakt nachkontrolliert  werden können.

 

Wenn es ein „Zurechthören“ gibt, dann müsse es auch stilentsprechend unterschiedliche Zurechthör-Zielpunkte geben – diese Annahme war eine der interessantesten Hypothesen, die ich erforschen wollte, indem ich dafür geeignete Kompositionen schrieb.

 

Wenn es z.B. ein „Zurechtsehen“ gibt, dann im logischen Zusammenhang mit dem, was als „optische Täuschung“ bezeichnet wird:

 

Wo aber gibt es „akustische Täuschungen“ ? Ist die „enharmonische Gleichsetzung“ die einzige mögliche Variante ?

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XK%2012%20Enharmonische%20Gleichsetzungen%20innerhalb%20des%20Zurechth%F6rbereichs%20Kleine%20Septime.mp3

 

Um solche Fragen zu klären, soll das Verfahren des „Zurechthörens“ noch einmal genauer untersucht werden. Es handelt sich genau genommen um mehrere unterschiedliche Arbeitsschritte, die  im menschlichen Gehör nacheinander und zusammen wirksam werden.

 

 

Aus diesem Kapitel wird hier nur ein Teil veröffentlicht.

 

Bestellung des kompletten Buches bei ud ( at ) soyka-musik.at

 

MMag.art. Ulf-Diether Soyka, Komponist | Marzellingasse 12/14 | A-3400 Klosterneuburg | Tel.mobil +43 676 4268277.
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