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KAPITEL D

 

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Aktuelle Fragestellungen und historische europäische Mikrointervalle

 

Wo ich redlich über mikrotonale Musik kommunizieren will, da habe ich zu beginnen mit der Frage, ob mikrotonale Musik mir selbst möglich sei.

 

Beim Komponieren zu erwarten, dass andere Menschen etwas prinzipiell Menschenunmögliches bewältigen könnten, wäre kontraproduktiv. Und zu erwarten, andere würden etwas können, was ich prinzipiell nicht könnte, das wäre unfair gegenüber den Ausführenden.

 

Ich erlebe Komponieren nicht als „Würfeln“, sondern als eine Kunstform innerhalb humaner Kommunikation und Kultur. Mikrotonale Zusammenhänge sind nicht immer einfach zu verarbeiten und zu beurteilen, sondern sie können auch äußerst komplizierte Implikationen aufweisen.

 

Zu den wesentlichsten Fragen an mich selbst gehören daher Fragen wie die folgenden:

 

Kann ich mir Mikrointervalle im Kopf exakt vorstellen (wie ich das bei chromatischen Intervallen usw. kann) ? Kann ich nahe benachbarte Mikrointervalle und Mikrotöne welche untereinander ähnlich sind exakt voneinander unterscheiden ? Kann ich Mikrointervalle in kompositorische Zusammenhänge stimmig einbeziehen ? Ist es künstlerisch hilfreich und notwendig, dass ich sie einbeziehe ?

... ... ...

In der Studienzeit war es bald völlig vorbei mit der Mikrotonalität. Damals kannte ich bereits Martin Vogels Buch „Die Zukunft der Musik“ (Düsseldorf 1968), worin er die Einbeziehung der Mikrointervalle ins Musikleben anregte. Ich besuchte Vogel später kurz, war begeistert von seinen exakteren Intonationsmodellen, fand aber zu meiner Enttäuschung auch bei ihm kein Instrument, an dem ich selber Naturseptimen usw. hätte spielen können. http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20u%20Septimen%20klein,%20verschiedene.mp3

 

Seit damals ließ mich die folgende Frage nicht mehr los:

 

Hatte mein Lehrer Rudolf Haase (Über das disponierte Gehör, Wien 1977) recht, welcher eine Begrenzung auf die ersten sechs Partialtöne durch experimentelle Ergebnisse begründet sah ? http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20X%201.%20-%206.%20Partialton.mp3

 

Oder hatte Vogel recht, wenn er ein Tonsystem mit dem  siebenten Partialton zukunftsweisend (bzw. Teils im Jazz längst verwirklich) fand ? Ich neigte zu den Thesen Vogels, ich fand aber, dass er seine Voraussicht mit so vielen historischen Verknüpfungen kombinierte, dass an ein unbefangenes Komponieren für mich nicht zu denken war.

 

So beschritt ich zunächst einen dritten Weg, und entkam damit einige Jahre der Entscheidung, zwischen Haases traditionellerer Beobachtung und Vogels revolutionärer Annahme. Für die Entscheidung zwischen beiden Autoritäten fehlten mir ja die wesentliche  Grundlagen (wie z.B. eine mikrotonale Ausbildung des Gehörs oder auch eine mikrotonale  http://www.eufonia.de/deutsch/orgel.php  Tastatur).

 

Nun suchte ich intensiv nach Möglichkeiten der Synthese zwischen „atonaler Zwölftonmusik“ und „erweiterter Tonalität“. Wie nahe ich damit in den folgenden fünfundzwanzig Jahren an der Lösung brennender mikrotonaler Frage war, ahnte ich zunächst nicht – darauf hat mich erst Vogels Schüler, der Komponist  Hans-André Stamm aufmerksam gemacht, nachdem ich riskiert hatte, mit ihm über die Zwölftonkadenz zu reden, deren Rätsel er ganz von sich aus (anscheinend ohne verbale Analyse) bereits selbst gelöst hatte. http://www.eufonia.de/deutsch/person.php

Aus diesem Kapitel wird hier nur ein Teil veröffentlicht.

 

Bestellung des kompletten Buches bei ud ( at ) soyka-musik.at

 

MMag.art. Ulf-Diether Soyka, Komponist | Marzellingasse 12/14 | A-3400 Klosterneuburg | Tel.mobil +43 676 4268277.
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