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Kapitel I

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Wie rein ist die „reine Intonation“ in Aufnahmen mikrotonaler Musik ?

 

In Mikrotonaler Musik könnten alle Intervalle schwebungsfrei rein 

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%201%20schwebungsfrei%20rein%20oder%20nicht.mp3 

 

gestimmt sein – z.B. auf der Enharmonischen Orgel: Wenn man dafür genug Tasten und Orgelpfeifen zur Verfügung hätte. Der Tonvorrat müsste dafür so unbegrenzt sein wie das System rationaler  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%203%20rationale%20Frequenzproportionen.mp3

 

Zahlen – nämlich 

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%202%20Rationale%20Frequenzverg%E4ltnisse.mp3 

 

unendlich groß - wenn es nicht eine Schwelle gäbe, wo unser Gehör die Unterschiede zwischen erklingenden Frequenzen nicht mehr wahrnehmen kann. Diese Unterscheidungs-Hörschwelle kann vielleicht in bestimmten historischen Phasen sensibler oder weniger sensibel wirken, aber in irgend einer Weise war sie stets wirksam und ist es auch heute.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%203%20Frequenzunterscheidungsh%F6rschwelle.mp3

 

Schon aus diesem Grund kann es keine durch das menschliche Gehör erzeugte absolut reine Intonation geben.  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20X%20Kadenz%20reintonal.mp3 

 

Dennoch ist eine möglichst reingestimmte Orgeltastatur mit vielen verschiedenen Tonhöhen pro Oktave wünschenswert für mikrotonale Musik.

 

Allerdings kann die Zielsetzung dahinter nicht sein, dass alle Intervalle vollkommen rein auszuführen sein sollten. Möglicherweise würden absolut mathematisch reine Klänge ebenso gemieden wie chemisch reines Wasser.

 

Die Praxis mikrotonalen Komponierens hat gezeigt, dass der große Vorrat an (relativ sehr rein gestimmten) Mikrointervallen für das Erklingen von Dissonanzen ebenso gerne genützt wird wie für Konsonanzen.  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%204%20dissonantere%20und%20konsonantere%20Mikrotonakkorde.mp3 

 

Diese relativ große Fülle an unterschiedlichen Tonhöhen ist es, durch welche Mikrotonalität so interessant wird für das Komponieren.

 

Um der Exaktheit willen sollen einige Vorbemerkungen gebracht werden zu den mikrotonalen Aufnahmen, die in den folgenden Textabschnitten hörbar gemacht werden können (mittels LINK):

 

Zum einen Teil handelt es sich dabei um Aufnahmen aus Proben und Aufführungen, und die Intonation durch lebende Ausführende unterscheidet sich von der Intonation durch elektronische Geräte. Eine „absolute (!) Exaktheit“ der Tonhöhen ist im Konzert weder intendiert noch möglich (dies wäre z.B. eine Anfrage an wissenschaftliche Forschung) - sondern von den Ausführenden wurde Musik mit all ihrem Ausdrucksgehalt erwartet, und sie zeigten besonderen Einsatz für das Erfassen und für die  Wiedergeben der ungewöhnlichen Intervalle  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%205%20Intervalle.mp3 ,

 

Tonskalen  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%206%20Mikrotonskalen.mp3,

 

Akkorde  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%207%20Akkorde.mp3 

 

usw. Sie spielten mikrotonal und „richtig“, soweit dies für Menschen unserer Zeit schon möglich ist (also wesentlich exakter als in traditionellen Konzerten). Dass die Anforderungen an die Präzision der Ausführenden in dieser Musik viel höher sind als in (z.B.) zwölftöniger Musik, kann durchaus einen weiteren Anlass zur Bewunderung für die Leistungsfähigkeit des Gehörs und der Koordinationsfähigkeit der Ausführenden im Konzert bieten.

 

Zum anderen Teil handelt es sich um Aufnahmen der Enharmonischen Orgel  

 

http://www.eufonia.de/deutsch/orgel.php 

 

von Hans-André Stamm: Dieses Instrument war zum Zeitpunkt der Aufnahme zwar sehr genau gestimmt, aber es wird nie „absolut perfekt“ gestimmt sein. Die verschiedenen Mikrointervalle sind eindeutig identifizierbar, die aufgenommenen Frequenzproportionen stimmen im Wesentlichen, aber es kann minimale Abweichungen von der notierten „idealen“ Intervallgröße geben. Solche Intonations-Abweichungen  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%208%20Intonationsabweichungen%20Leitton.mp3 

 

werden (auch schon in traditioneller Musik) meist als besonderer ästhetischer Reiz erlebt. Daher war es auch nie meine Intention, Abweichungen von wenigen Cent am Instrument täglich zu korrigieren.

 

Kleine Änderungen der Tonhöhe einer Orgelpfeife können z.B. eine Folge von Änderungen der Raumtemperatur usw. sein - sie sind nicht völlig vermeidbar. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es für meine Zwecke genügt, das Instrument einmal pro Heizperiode gründlicher zu kontrollieren und dabei einige der Orgelpfeifen nachzustimmen.

 

Ergänzend soll aber auch darauf hingewiesen  werden, dass Hans-André Stamms Tastatur enharmonisch verwendet wird: Das bedeutet, dass im Normalfall statt der rein gestimmten Großen Terz (Frequenzverhältnis 4:5, ca. 21,5 Cent kleiner als am Klavier) in der Hauptsache ein Ton verwendet wird, der eigentlich aus den Septimen-Proportionen stammt (durch eine „enharmonische Gleichsetzung“  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%209%20Enharmonische%20Gleichsetzungen.mp3 ).

 

Die Größe des gehörten Terzintervalls weicht dabei von der völlig exakten Proportion grundsätzlich ein wenig ab. Diese Tonhöhendifferenz zwischen mathematisch reiner Großterz und verwendetem Ton ist wesentlich größer als der Unterschied zwischen der am Klavier verwendeten (logarithmischen) Quinte und der reinen Quinte (2:3). Dieser Unterschied ist teils wahrnehmbar anhand von Schwebungen  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%201%20schwebungsfrei%20rein%20oder%20nicht.mp3 

 

zwischen den Partialtönen beider Töne des Terz-Intervalls.

 

Etliche Ausführende wurden durch solche Beobachtungen angeregt, manche Musikstücke noch einmal in einer anderen Intonationsvariante aufzunehmen. So hat z.B. Jim Lowe, der Hornist in meiner Aufnahme des „Ave verum corpus“ sich noch einmal mit der enharmonischen Gleichsetzung der (quasi) Partialtöne 125 und 126 beschäftigt (wo das ais-1 aus den „Naturterzen“ b – d-1 – fis-2 – ais-3 gleichgesetzt wird mit dem b-, welches aus den Quinten b – f – c und darüber der „Naturseptim“ b- gewonnen wurde)  

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XI%2010%20AIS%20minus%203%20enharmonisch%20gleich%20B%20minus.mp3  .

 

Lowe fand z.B. heraus, dass es bei Mikrotönen einen Unterschied für die Exaktheit der Frequenzen machte, ob er dafür ein Doppelhorn oder ein Wiener Waldhorn verwendete.

 

Wie exakt mikrotonale Musik ausgeführt werden kann, das ist von vielen Faktoren abhängig – unter anderem von der Gesamtstruktur der Intervall-Systematik.

http://www.manymusics.org/album.asp?d=1000&id=A-004222

 

Aus diesem Kapitel wird hier nur ein Teil veröffentlicht.

 

Bestellung des kompletten Buches bei ud ( at ) soyka-musik.at

 

MMag.art. Ulf-Diether Soyka, Komponist | Marzellingasse 12/14 | A-3400 Klosterneuburg | Tel.mobil +43 676 4268277.
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