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Kapitel W

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Versuchsreihe zur Bestimmung mikrotonaler Sonanz- und Kordanzgrade

 

Ob z.B. die Oktave eine Konsonanz oder eine Dissonanz sei, das hängt – gemäß Annahmen vor der Durchführung von Versuchsreihen -  davon ab, welches exakte Intervall gespielt wird.

 

Solche Annahmen und kompositorischen Arbeitshypothesen lassen sich in der Praxis überprüfen:

 

Im Seminar Mikrotonalität in Wien wurden erste kleine Versuche durchgeführt. Dabei konnten die teilnehmenden Studierenden Mikrointervalle hören, welche an der Enharmonischen Orgel gespielt wurden, und sie konnten versuchen, sich subjektiv den „Konsonanzgrad“ des jeweils erklingenden Intervalls zu notieren. Alle Studierenden arbeiteten dabei unabhängig von den anderen. Nach Ende der kurzen Versuchsreihe wurden die Ergebnisse verglichen.

 

Auch wenn die Versuchsanordnungen keinen Anspruch auf wissenschaftliche Haltbarkeit der Ergebnisse begründen können (die Teilnehmerzahl war zu gering, ihre musikalische Ausbildung war zu gleichartig, es gab zahlreiche störende Einflüsse, bei der Wiederholung einzelner Intervalle gab es teils geänderte Testergebnisse usw.), so wurden doch einige Fragen dadurch ausgelöst:

 

Relativ deutlich wurde z.B. eine „verstimmte Oktave“ mit dem Frequenzverhältnis 81:160 (c1) :  (c2)-1 als „Dissonanz“ gewertet.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XW%201%20Verstimmte%20Oktave%2081zu160.mp3

 

Die Versuchsteilnehmer waren alle gut geschulte Kompositionsstudenten, und wussten natürlich, dass es sich um eine „Oktave“ handelte, welche ihnen da so „verstimmt“ vorgesetzt wurde. Beide Töne erklangen in diesem Fall zugleich. Dennoch war für sie – in diesem Falle eine „Oktave“ eindeutig eine „Dissonanz“ !

 

An anderen (ebenfalls zufällig gewählten) Stellen des Tests erklangen auch die Töne einer reinen Oktave 1:2 (c1) : (c2) – diese wurde teils als sehr konsonant, teils als etwas konsonant empfunden.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XW%202%20Reine%20Oktave%2080zu160%20oder%201zu2.mp3

 

Der Unterschied zum wahrgenommenen Konsonanzgrad der „verstimmten Oktave“ war eindeutig und entsprach den oben dargestellten Erwartungen ganz klar.

...   ...   ... 

In der Versuchsreihe kamen sowohl Zusammenklänge der jeweiligen beiden Intervalltöne vor als auch Sukzessiv-Intervalle (wobei also die beiden Intervalltöne direkt nacheinander gespielt wurden, und nicht zugleich).

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XW%206%20Konsonante%20und%20dissonante%20Quinten.mp3

 

...   ...   ...  

Ein interessantes Beispiel zeigte sich hierzu bei einem „kleineren Halbtonschritt“ mit dem Frequenzverhältnis 24:25 (c) : (cis-2).

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XW%203%20Kleinerer%20Halbtonschriftt%2024zu25.mp3

Bei gleichzeitigem Erklingen wurde dieses Mikrointervall als „eindeutige Dissonanz“ empfunden – und zwar übereinstimmend von allen Versuchsteilnehmern. Wenn dieselben Frequenzen aber nacheinander gespielt wurden im Sukzessiv-Intervall, dann wurde das Mikrointervall empfunden als „eindeutige Konsonanz“. – Warum ?

...   ...   ...  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XW%204%20Naturseptime%204zu7%20simultan.mp3

 

Die „Naturseptime“ 4:7 (c) : (b-) wurde sehr unterschiedlich bewertet: Von jenen Teilnehmern, welche gleichschwebend temperierte Vierteltöne für ihre Kompositionen bevorzugten, wurde sie im Zusammenklang als stark dissonant bewertet, andernfalls als stark konsonant.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XW%205%20Naturseptime%204zu7%20sukzessiv.mp3

 

Wenn dieselbe Naturseptime aber als Sukzessiv-Intervall (Tonfolge) erklang, wurde sie als leicht bis stark dissonant gewertet (am dissonantesten wurde sie als Tonfolge übrigens von jenen Teilnehmern wahrgenommen, welche sie im Zusammenklang am deutlichsten als Konsonanz bewertet hatten).

 

Aus diesem Kapitel wird hier nur ein Teil veröffentlicht.

 

Bestellung des kompletten Buches bei ud ( at ) soyka-musik.at

 

MMag.art. Ulf-Diether Soyka, Komponist | Marzellingasse 12/14 | A-3400 Klosterneuburg | Tel.mobil +43 676 4268277.
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