KAPITEL F
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Zur Unterscheidung zwischen „ekmelischer“ und „mikrotonaler“ Musik
Im weiteren Sinne wird heute auch die „Ekmelik“ der mikrotonalen Musik zugeordnet. Das hat gute Gründe – gewisse Unterschiede im Konzept sind aber weiterhin wahrnehmbar.
Wie aus den Konzertprogrammen, Buchpublikationen, CD-Covers und der Website der Internationalen Gesellschaft für Ekmelische Musik in Salzburg entnommen werden kann, handelt es sich bei ekmelischer Musik um ein spezielles Tonsystem, welches Franz Richter Herf (Rektor des „Mozarteums“) mit Hilfe einer eigenen Tastenanordnung entwickelt hat.
Zitat: „Der Begriff Ekmelische Musik stammt aus der griechischen Musiktheorie (ek melos) und bedeutet „außerhalb der Reihe“.
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%201%20ekmelisch.mp3
Dadurch ist Ekmelische Musik weitgehend definiert als ein Abweichen von den traditionellen chromatischen 12 Tonstufen pro Oktave.
Franz Richter Herf und Rolf Maedel haben dazu 72 Tonstufen innerhalb der Oktave logarithmisch angeordnet. Der „gleichschwebend temperierte“ Halbtonschritt wurde unterteilt in sechs gleich große logarithmische Stufen. Das Resultat ist eine gleichschwebend temperierte Skala von 72 „hyperchromatischen“ Zwölfteltönen.
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%202%20hyperchromatisch.mp3
Aus meiner Sicht geht auch der ekmelische Denkansatz von einer in sich völlig logischen Basis aus. Für ihn stellt sich die Frage nach stimmigen Zusammenklängen zwischen diesen vielen neuen logarithmisch temperierten Tonhöhen. Ein neues System von Akkorden, von Konsonanzen und Dissonanzen zu schaffen, Ordnung zu ermöglichen innerhalb dieser Fülle gleichrangiger Zusammenklänge, das wird dadurch zu einem zentralen Anliegen in der Ekmelischen Musik. Die Systemisierung der Mikrotöne in Zusammenklängen wird zur Fragestellung. Beim Komponieren stellt sich (im Extremfall) die Aufgabe, neue Sonanzordnungen zu entwickeln, die bis dahin nicht vorhanden waren.
Mikrotonale Musik hingegen geht (umgekehrt) aus von einer natürlich vorgegebenen Systematik der Zusammenklänge in Frequenzproportionen
(in rationalen statt logarithmischen Zahlenverhältnissen), innerhalb derer letztlich unbegrenzt kleine Intervallschritte
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%204%20Mikrointervall.mp3
ermöglicht werden können. Das einzelne Intervall kann (zumindest theoretisch) absolut rein zusammenklingen.
Nicht die Ordnung der Zusammenklänge ist zu suchen – denn ihre Ordnung ist bereits vorgegeben durch die Verwendung der Partialtöne 1 bis 12 sowie ihrer Kombinationen. Was hier gesucht wird, ist also die Erweiterung der bisher bevorzugten Möglichkeiten über den „Senario“ der Partialtöne 1-6 hinaus.
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%206%20senario.mp3
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%207%20Partialt%F6ne%207%20-%2012.mp3
Während der durch Vogel neu ins Tonsystem einbezogene 7. Partialton
(bzw. die Frequenzproportionen, welche die Primzahl 7 einbeziehen
in rationale Tonbeziehungen) von mir häufig verwendet wird, kann ich den 11. Partialton
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%2010%20Partialton%2011.mp3
bisher kaum in ähnlichem Ausmaß berücksichtigen. Dies liegt nicht nur an der von mir verwendeten mikrotonalen Tastatur, sondern auch an einigen inneren Zusammenhängen im Vorrat der Sonanzen.
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%2011%20Sonanzen.mp3
Zentrale Frage bei - in diesem Sinne - mikrotonaler Musik ist also nicht eine Neuordnung der Zusammenklänge (denn diese ist von Natur aus längst vorhanden), sondern die Suche nach mikrotonalen Melodien
http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XF%2012%20Mikrotonale%20Melodie.mp3 ,
welche sich ergeben können, wenn man komplexe Partialtonkombinationen nacheinander erklingen lässt.