yy 
Startseite » Texte » Dulcinett - eine Suche

Ulf-Diether Soyka

DULCINETT - eine Suche


Komponieren für ein Instrument, das es (noch) nicht gibt ?


Ich suche ein neu zu erfindendes Blasinstrument. Das klingt im Zeitalter der digitalen Samples nur deshalb so überraschend, weil es so logisch ist:

Ich merke schon lange, dass ein neuartiges, auch im Orchester wirkungsvolles Blasinstrument mit "Tenor"-Charakter gebraucht wird, das folgendes kann: Laut genug klingen, melodisch beweglich spielen, sich anders klanglich mischen als die bisher bekannten Instrumente - und über einige Spezialitäten als Solo- und Ensemble-Instrument verfügen.

Ich höre die neue Klangfarbe vor dem inneren Ohr - aber meine Worte reichen nicht aus, um sie zu beschreiben.

Mit einem Satz: Ich suche den Belcanto-Tenor des künftigen Orchesters.

Ich träume nicht nur von einer besonders edlen neuen Klangfarbe - ich habe auch praktischere Gründe für meine Suche bzw. Anregung: Durch Streicher-Stahlsaiten und höhere Kammertöne änderte sich im Orchester längst schon die Balance zwischen hohen und tiefen Blasinstrumenten (speziell im Holz).

Vor über 100 Jahren revolutionierte das Saxophon die Musik, vor über 200 Jahren die Klarinette - der nächste Schritt ist inzwischen überfällig !

Ich selber schreibe seit rd. 10 Jahren in meinen Partituren zusätzlich zum Fagott dieses nicht-existierende Instrument vor:

Ich nenne es "Dulcinett" (angelehnt an die Namen Dulcian und Klarinette).

Die neue Klangfarbe liegt "in der Nähe von mittlerer Klarinette, hoher Posaune, Horn, weicherem Tenor-Saxophon, hohem Fagott und  kräftigerem Bassetthorn".

Ich vermute, dass ich von einem neuartigen Holzblasinstrument und nicht von einem Blechblasinstrument träume.

Versuche wurden schon seit rd. 1950 gemacht, z.B. durch Kombination von Klarinetten-Mundstück mit Fagott-Corpus. Der Tonumfang erreichte damals etwa zehn Töne oder vielleicht zwei Oktaven.

Diese Versuche können durchaus brauchbaren Ansätze sein, um das Instrument endlich zu erfinden. Aber wer riskiert es, daran konsequent handwerklich zu arbeiten, und wer mag so ein Entwicklungsprojekt finanzieren ? 

Ich bin ein Komponist, nicht Mitglied einer Innung für Instrumentenbau oder einer akustischen Forschungsstätte, und ich habe das finanzielle Risikokapital leider nicht. Ich kann also nur die Idee weitergeben und bitten darum, dass mit ihr gründlich und fantasievoll gearbeitet wird.

Ich selbst halte diese Idee für sehr wichtig, um  im Musikleben neue Chancen zu entdecken. Die gesamte Musikwelt braucht manchmal neue Ideen und Klangmöglichkeiten. So kann sie weiter existieren.

Ich glaube, dass Entwicklungsarbeit für ein neuartiges Musikinstrument eine wunderbare Aufgabe sein kann, z.B. für eine Musikfabrik. Und ich denke, dass dafür viel Unterstützung gefunden werden kann - sicher geht es hier um viel mehr als um ein kurzlebiges Mini-Projekt - sobald jemand sich ernsthaft auf dieses Vorhaben spezialisiert.

Ich weiß nicht, aus welchem Winkel des Erdballs so eine echte musikalische Neu-Entwicklung jetzt zuerst kommen kann. Vielleicht arbeitet ja schon längst jemand daran, und ich weiß nur nichts davon ? Die Idee ist sicher gut für alle musikliebenden Menschen - und für unendlich viele, die davon zu leben  haben werden. 

Ich bitte, mich zu benachrichtigen, wenn irgendwo eine neue Chance erkennbar wird, dass das Instrument wirklich zum Klingen gebracht wird.

Einige Punkte gebe ich hier noch zu bedenken:

Neuartige Orchesterinstrumente zu entwickeln ist heute für mehrere Berufszweige wichtig: Für Orchester, Veranstalter, Pädagogen usw.

Mir fehlt gerade dieses spezielle neue  Instrument, und zwar aus ästhetischen Gründen: Es gibt in jeder anderen Lage äußerst bewegliche Blasinstrumente, die im Klang der klassischen Vokalstimme sehr nahe kommen. Ich liebe alle traditionellen Orchester-Instrumente - und genau deshalb suche ich eine neue Möglichkeit im Tenor, die dazu passt.

Ich glaube, auch die vorhandenen Instrumentalisten möchten gerne solch einen neuen Partner im Ensemble ausprobieren, ihn einbeziehen, und von ihm Anregungen bekommen.

Für festliche Momente, für bewahrte Stimmungen usw. gibt es im Orchester ja weiterhin  Posaune, Horn usw. Große Charaktere wie Fagott, Saxophon und teils Englischhorn werden für immer ihren wesentlichen Part zu spielen haben.  Die Bassetthörner erinnern mich an meine neue Klangvorstellung - vielleicht werden sie etwas lauter gebaut, und wirken dann selbständiger im Verhältnis zum Orchester-Tutti ? 

Natürlich gibt es in JEDER Lage (S,A,T,B) die Streicher . Auch sie wurden in ihrer Homogenität bevorzugt durch viele Komponisten - und mit Recht !

Es geht aber auch um eine neues Instrument für solistische Aufgaben.

Ich träume von einer neuen Blütezeit für die Orchester, wobei im Tenor rechtzeitig eine wunderbare, begeisternde Bläser-Stimme mit schönem Klang, klarer Prägnanz und großer Beweglichkeit begeistert.

Die elektronischen Samples faszinieren heute ja mit Recht. Sie erfüllen viele Wünsche musikalischer Menschen. Im mechanischen Musik-Instrumentenbau gilt es aber auch, ungeahnte neue Möglichkeiten zu erforschen und zu ermöglichen.

Es geht dabei indirekt auch um die Zukunft der Polyphonie und des Notenlesens. 

Zugleich mit der Zukunft der Orchester entscheidet sich hier die Zukunft der Musikschulen. Unsere Subventionsgeber, Veranstalter, Pädagogen, CD-Produzenten usw. spüren schon heute die Folgen der einstigen Grundsatz-Entscheidung, so ein neues Tenor-Blasinstrument NOCH NICHT zu entwickeln.

Also  gehört das neue Instrument heute zu den dringend nötig gewordenen Erfindungen.

Für seine Entwicklung braucht es Teams von Menschen, die ihr Handwerk beherrschen, und die das Musikleben verstehen. Wer von ihnen verfügt über die nötigen Möglichkeiten ?  

Dafür braucht es Kooperationen mit Forschungsstätten und Entwicklungsbudgets, Austausch von Know-how, Zwischenergebnisse mit Kompositionsaufträgen zum Erproben u.v.a.m.

Es ist eventuell gut, wenn demnächst an verschiedenen Orten zugleich ganz verschiedenartige Versuche unternommen werden - nicht nur das DULCINETT ist ja ein Thema für Musikfabriken - auch andere Neuentwicklungen im Instrumentenbau können segensreich wirken !

 

 

MMag.art. Ulf-Diether Soyka, Komponist | Marzellingasse 12/14 | A-3400 Klosterneuburg | Tel.mobil +43 676 4268277.
tunefulCreations