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Kapitel N

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Entstehen mikrotonaler Kompositionen – zwei Beispiele

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/UD%20Soyka%20Nano%20Music,%20aus%201.Satz.mp3

  

Anhand eines konkreten Beispiels aus der kompositorischen Praxis wird hier erläutert, wie eine notierte mikrotonale Komposition für den Konzertsaal entstehen kann:

 

Die „Nano-Music“ ist eine durchwegs mikrotonale Komposition. Es kann kurz erläutert werden, wie Mikrointervalle hierin zeitweise in traditionellem Sinne verwendet werden, also ähnlich wie “klassische“ rationale Frequenzproportionen. Und ebenso kann gezeigt werden, wie sie enharmonisch verwendet werden, z.B. um andere Intervalltöne zu substituieren (nämlich ähnlich wie im „Ave Verum Corpus“ auch).

  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/UD%20Soyka%20Ave%20verum%20MIKROTONAL.mp3

 

 

Zu den traditionellen Intervallen hinzu treten jene „neuen“ rationale Intervallproportionen, die es am Klavier nicht (bzw. nichtrein genug spielbar) gibt, wie z.B. 4:7 oder 7:11. 

  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XN%201%20Naturseptime%20mit%20Frequenzverh%E4ltnis%204zu7.mp3

  

Diese Intervalle werden mikrotonal eingesetzt, einander gegenübergestellt usw.

  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XN%202%20Ekmelische%20Sext%20mit%20Frequenzverh%E4ltnis%207zu11%20als%20enharmonisch%20gleichgesetzte%20quasi11.mp3

 

Viele dieser Intervalle können – je nach Zusammenhang – als mehr oder weniger konsonant (bzw. konkordant) gehört werden. Im „ekmelischen“ Zusammenhang können bestimmte Frequenzproportionen aber auch als dissonant (bzw. dis-kordant) empfunden werden. Von besonderem Interesse war für mich beim Komponieren dieses Wechselspiel der Spannungsverhältnisse im Zusammenklang.

  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XN%203%20Unterschiedliche%20Spannungsverh%E4ltnisse%20in%20mikrotonalen%20Zusammenlkl%E4ngen.mp3

 

Die Melodik verschiedener Vogelstimmen ist sehr unterschiedlich. Einst war es schwierig, die dabei erklingenden Frequenzfolgen zu notieren – aber heute ist es einfacher, die Schwierigkeiten zu überwinden: Wer sich diese vielfältigen und rasch wechselnden Tonfolgen nicht merken kann, hat die Möglichkeit, sie aufzunehmen auf Tonträgern.

  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XN%204%20Melodik%20einer%20Nachtigall.mp3

  

Wer die aufgenommenen Tonhöhen im Originalzustand nicht identifizieren kann, hat die Möglichkeit, das Tempo und damit auch die Tonhöhen so weit zu reduzieren, dass dadurch die Vogelstimme transponiert wird, in die Höhenlage menschlicher Stimmen.

  

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XN%205%20Melodik%20Nachtigall%20langsamer%20zwei%20Oktaven%20tiefer%20transponiert.mp3

  

Wer die Mikrointervalle innerhalb solcher Melodien exakt registrieren möchte, kann sie vergleichen mit den Tonhöhen einer mikrotonalen Tastatur.

  

Für den ersten Satz meiner „Nano-Music“ habe ich an einigen Stellen sämtliche dieser Hilfsmittel benötigt. Anders wäre es mir nicht so rasch möglich gewesen, den Gesang der Nachtigall analytisch zu hören und in einer Weise zu notieren, dass er als Klarinettenstimme in einer tieferen und langsameren Version erklingen kann, zu der die anderen Instrumente dann ihren Part spielen können.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media2/Zu%20Mikrobuch%20-%20XN%206%20%C4hnliche%20Melodik%20Nachtigall%20Mikrot%F6ne%20mit%20Klarinette.mp3

...   ...   ...

Von den Ausführenden wurde bevorzugt, dass dirigiert wurde – um Probenzeit zu sparen und ein Gefühl der Sicherheit bei der Aufführung zu steigern.

 

http://www.soyka-musik.at/upload/media3/a1.mov , http://www.soyka-musik.at/upload/media3/a2.mov , http://www.soyka-musik.at/upload/media3/a3.mov

 

Zum Erleichtern der Probenarbeit wurde allen Ausführenden eine eigene CD gegeben. Teils war darauf ihr eigener Part Ton für Ton aufgenommen war (um die exakte Lokalisation der Mikrotöne nachvollziehbar zu machen). Teils war aber auch die Begleitung aufgenommen, die während ihres Parts durch das übrige Ensemble gespielt werden würde. Diese CDs waren  an der Enharmonischen Orgel hergestellt worden. Sie sollten dazu beitragen, dass die Zahl der gemeinsamen Ensemble-Proben etwas reduziert werden konnte.

 

Außerdem ist – der Vollständigkeit halber - anzumerken, dass die Organisation der Proben deutlich komplizierter war als bei traditioneller oder sonstiger avantgardististischer Musik. Die vielen zusätzlichen Anforderungen mussten jeweils im Voraus bedacht und in den Terminplänen aller Beteiligten untergebracht werden. So wurden z.B. durch das Umstimmen der Instrumente für verschiedene Stücke zusätzliche Probenräume gebraucht, und im Konzert kamen schlussendlich drei verschiedene Harfen alternierend zum Einsatz. Kurzfristig notwendige Änderungen waren häufiger, weil manche Mitwirkende nur Teile der Musik üben konnten, und Teile ihrer Aufgabe kollegial delegierten. Die Terminpläne mussten gründlicher gestaltet und öfter umgestoßen werden als sonst üblich. Die Vorlaufzeit für das Projekt insgesamt musste viermal so lang sein wie für andere Aufführungen (ein Monat statt einer Woche). Da Mitwirkende absagten, und durch andere (die mehr Zeit zum Üben hatten) ersetzt wurden, mussten einige Arbeitsgänge doppelt absolviert werden. Und die Vorbereitung der Aufführung hätte wohl nicht funktionieren können ohne eMails (mit Notenversand) und Mobiltelefone.  Ja teils wurden sogar Proben nicht durch persönliche Anwesenheit kontrolliert sondern per Telefon mitverfolgt. In übertragenem Sinne gab es also dadurch eine „Steigerung des Wellensalates“.

 

Insgesamt zeigte sich, dass der Schwierigkeitsgrad aller Parts in diesem Stück vergleichbar war, was eine ausgewogene Probenzahl und Abendleistung zur Folge hatte. Die nötige Probenzeit für die einzelnen Ausführenden war sicher zehnmal so lange wie für vergleichbare nicht-mikrotonale Stücke.

 

http://www.manymusics.org/album.asp?d=1000&id=A-004222

Wenn ein mikrotonale Komposition mehrfach aufgeführt werden kann, reduziert sich mit jedem weiteren Auftritt der (anfangs sehr hohe) Stresspegel der Ausführenden – ein Faktor, der als Voraussetzung für den Erfolg von Musik nicht unterschätzt werden sollte. Die Internationale Gesellschaft für Ekmelische Musik ermöglichte die Aufführung der Nano-Music am 30.3.2007 in der Österreichischen Gesellschaft für Musik, Wien. Davon gibt es Aufnahmen auf Tonträger (CD) und teilweise auch als Film (DVD).

Hörproben:
www.soyka-musik.at/content/31/0/hoerproben.htm

Filme:
www.soyka-musik.at/content/52/0/film.htm

Werkverzeichnis: 
www.soyka-musik.at/content/11/0/kompositionen.htm


 

Aus diesem Kapitel wird hier nur ein Teil veröffentlicht.

  

Bestellung des kompletten Buches bei ud ( at ) soyka-musik.at

 

 

MMag.art. Ulf-Diether Soyka, Komponist | Marzellingasse 12/14 | A-3400 Klosterneuburg | Tel.mobil +43 676 4268277.
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